Heute geht es gleich hoch hinauf: Der Aussichtsberg Lodron ruft. Also beeilen wir uns ein wenig beim Frühstück und treten aus unserer urigen Unterkunft, dem Fuchswirt, hinaus auf die Dorfstraße, um den Aufstieg anzugehen – heute werden es etwa 1.200 Höhenmeter werden. Zunächst laufen wir ein wenig durch das Dorf und schauen uns alte und neue Bauernhäuser an. Nach ein paar Minuten biegen wir rechts ab und überqueren die Kelchsauer Ache. Von nun an geht es bergauf. Anfangs auf Asphalt wandern wir in Serpentinen aus Kelchsau hinaus. Selbst hier gibt es noch zahlreiche Bauernhöfe. Wachhunde quittieren unser Passieren mit lautem Bellen. Vereinzelt scharren Hühner. Links und rechts des Weges liegen saftige Wiesen.
Den Gipfel des Lodron sehen wir noch nicht, dafür auf der gegenüberliegenden Talseite wo wir gestern herkamen. Und am Talschluss bauen sich die hohen Gipfel der Kitzbüheler Alpen auf. Wir verlassen die Straße und biegen links auf einen steilen, engen Pfad ein. Er führt durchs Unterholz. Links und rechts stehen mannshohe Büsche, über uns ein dichtes Baumkronendach. Ein toller Pfad, mit weichem Untergrund und forderndem Aufstieg. Im Verlauf werden die Büsche luftiger und wir erreichen einen geschotterten Weg. Nun sind auch die Aussichten wieder da. Ebenso die brennende und schweißtreibende Sonne.
Uns begleiten nun einige andere Wanderer. Und mittlerweile wissen wir: sie alle gehen auch den KAT-Walk. Die einzigen ‘Externen’ sind zwei Radfahrer, die sich mit ihren Mountainbikes den steilen Weg hochquälen. Wir passieren ein paar moderne Almen ohne Einkehrmöglichkeit. Gewinnen an Höhe, die wir nach der nächsten Kurve schon wieder einbüßen. So geht es paar Kilometer dahin und dann verlassen wir den unspannenden Weg.
Aufstieg zum Lodron Gipfel über fast wegloses Gelände
Jetzt geht wieder steil bergan. Und das über Weidegelände. Fast weglos. Man merkt, dass sich hierhin nur wenige Wanderer verlaufen, denn der Aufstiegsweg ist nicht ausgetreten. Aber das schadet nicht. Ganz im Gegenteil. Diese Passage der heutigen Etappe ist zwar anstrengend, weil steil, aber sehr schön. Eine halbe Stunden gehen wir nach oben. Suchen den Pfad. Weichen Kuhfladen aus und genießen die Ausblicke. Dann wird das Gelände flacher und links sehen wir zum ersten Mal das Gipfelkreuz des Lodron.
In einem weiten Bogen über das Lodronjoch gehen wir schon bald danach direkt darauf zu. Hier gibt es jetzt überhaupt keinen Weg mehr. Regen zurückliegender Tage und Kühe haben das Gipfelplateau aufgeweicht und zertreten. Es geht also nur darum, möglichst wenig einzusinken. Ein großer Spaß nach dem mehrstündigen Aufstieg. Also springen wir von ‘Matschinsel’ und ‘Matschinsel’ bis wir das Gipfelkreuz und das Ende des Plateaus erreichen. Was wir dann sehen, rechtfertigt die Bezeichnung Aussichtsberg, die der Lodron führt: ein störungsfreies 360°-Panorama auf 1.925 m, eine atemberaubende Aussicht. Gleich mehrere Reihen mit unzähligen berühmten und weniger bekannten Gipfeln bewundern wir. Zeit zur Rast und zum Genießen.
Über Almgelände zum Steinberghaus
Nach der ausgiebigen Rast gehen wir den Abstieg an. Dafür müssen wir zunächst wieder ein kurzes Stück zurücklaufen und unseren ‘Matschinsel-Tanz’ vollführen. Am Lodronjoch geht es dann aber nicht nach rechts hinab, sondern geradeaus. Die Aussicht ist weiterhin toll und der Pfad zunächst nicht schwierig. Über saftige Wiesen und Weiden geht es bergab. Stellenweise müssen wir zwar etwas aufpassen, um richtig zu treten, denn der Pfad führt ein Stück auch aber einen Grat. Aber das macht alles richtig Spaß. Selten hat ein Abstieg soviel Freude bereitet.
Im weiteren Verlauf wird der Abstieg dann richtig steil und wir passieren den Steinberg. Große und kleine Stufen wollen dabei genommen werden. Sie belasten ganz schön Knie. Ein Hoch auf Trecking-Stöcke. Und so erreichen wir bald die Untere Lärchenbergalm. Hier ist der „Almliterat“ Sepp Kahn zu Hause. Wir sehen ihn auch bei der Arbeit. Vielleicht wäre er auch zu einem ‘Schwatz’ bereit. Nicht nur, dass er bereits Besuch hat: Wir wissen nicht was noch kommt und deshalb marschieren wir weiter.
Das Gelände wird nun flacher, und unsere Knie freuen sich darüber. Dennoch würde der Weg auf ‘normalen’ Touren durchaus als steil durchgehen. Außerdem wird der Weg breiter und waldiger. Wir passieren wieder ein paar Almen, überqueren einen Bach, um schließlich nach ein paar Kehren direkt auf das Gasthaus Steinberg zuzulaufen. Hier werden wir heute Nacht schlafen – begleitet vom andauernden Rauschen der Windauer Ache.