St. Ulrich am Pillersee ist der Endpunkt des KAT-Walk. Bis dahin sind noch einmal knapp 20 Kilometer, die sich auf 1.000 Meter Auf- und 800 Meter Abstieg verteilen. Dennoch lassen wir es zu Beginn der letzten Etappe etwas langsamer angehen. Denn der schnelle gestrige Abstieg vom Kitzbüheler Horn steckt uns noch ein wenig in den Knochen. Und so streifen wir zunächst recht entspannt durch St. Johann. Ein schöner Ort, mit einer imposanten Kirche und alles was ein Urlaub so braucht. Hierher werden wir sicherlich noch einmal zurückkehren.
Wir verlassen den Ort nach Südwesten in Richtung des Flugplatzes. Wolken begleiten uns bereits jetzt. Es windet. Dennoch bekommen wir einen herrlichen Blick auf die St. Johann umgebende Bergwelt – Kitzbüheler Horn auf der einen, Loferer Steinberger auf der anderen Seite. Wir müssen über einen relativ unspektakulären Höhenzug wandern. Dass er nicht besonders hoch ist, zeigt das Fehlen jeglicher Liftanlage. Etwas Ungewöhnliches in der Gegend, wie wir in den zurückliegenden Tagen erfahren haben. Die Bebauung wird immer lichter, saftige Wiesen liegen am Wegesrand und schließlich geht es beim Ortsteil Oberhofen unweit der Trabrennbahn in den Wald. St. Ulrich am Pillersee ist bereits ausgeschildert.
Der Weg wird schlagartig enger und vor allem weicher. Denn die Erde hat sich mit Wasser vollgesogen. Es ist schmierig. Pfützen pflastern den Weg. Aber bisher ist das kein Problem, denn es geht wenig bergauf. Und so können wir noch die Aussicht genießen, die sich uns bietet. Einfache, mannshohe Farne behindern uns nicht sonderlich. Wenig später wird es so matschig, dass wir nur auf Bohlenwegen halbwegs sicher weiterwandern können. Wir passieren den Weiler Schaeffau, und merken bereits, dass es nun steiler wird.
Auf einsamen Pfaden bergan
Das folgende, dunkle Waldstück gibt uns einen kleinen Vorgeschmack, was später noch folgen wird: schmale Pfade über Steine und Wurzeln. Fast schon naturbelassen. Schön. Wir müssen zwar über einen rostigen Weidezaun mitten im Wald steigen. Aber der stört das Bild gar nicht. Irgendwie passt er hierher. An dieses idyllische Stück schließt sich eine breite Forststraße an, die uns schnell an Höhe gewinnen lässt. Anstrengend und schweißtreibend.
Daran schließt sich aber wieder ein richtig schöner Steig an – der Kalksteinsteig. Auch er führt uns über Wurzeln, freiliegende Felsstücke und weichen Waldboden in Richtung Kalkstein, der auch Baumooskogel genannt wird. Wieder einmal begegnet uns keine Menschenseele. Von Weitem hören wir nur noch das Leben von St. Johann. Unterhalb des Kalksteins der weglose Pfad im leichten Auf und Ab. Nadelbäume könnten bei Sonne Schatten spenden. Auf einer größeren Freifläche direkt unterhalb des Kalksteins rasten wir. Gerade als wir aufbrechen wollen, fängt es an zu tröpfeln. Also: Regenjacken an.
Im Regen bis zum Pillersee
Zunächst hält sich der Regen noch zurück und wir können das weite Almgelände, das wir nun durchwandern werden, in seiner ganzen Pracht bewundern. Kühe fressen zu unserer Linken und rechts sehen wir die mäanderte, fein geschotterte Straße, die einzelne Höfe miteinander verbindet und die wir unter die Stiefel nehmen. Im Laufe der nächsten Minuten nimmt der Regen zu. Deshalb nehmen wir wenig später auch eine Routenänderung vor und bleiben auf der Straße. Die eigentlich vorgesehene Wegverlauf hätte uns einmal mehr ‘in die Matsche’ geschickt. Als hätten wir es geahnt…
Wir haben unseren Schritt merklich erhöht. Denn der Regen zehrt und macht keinen Spaß – wir sehen nichts. Es wird auch merklich kühler. Deshalb wollen wir trotz der weiterhin vorhandenen intrinsischen Motivation auf unserer Seite wollen einfach nur noch ankommen. Oberhalb der Winterstelleralm sehen wir das erste Mal ins Pillerseetal. Als Topping bläst uns nun auch noch böiger Wind ins Gesicht. In zahlreichen Kehren kommen wir unserem Ziel immer näher. Es geht steil bergab.
Auf Höhe der Lindtalm verlassen wir den Weg, den wir in den zurückliegenden Stunden gegangen waren. Jetzt folgen wir wieder einem schmalen Steig durch Weidegebiet. Der Regen der zurückliegenden Stunden und Tage hat den Boden aufgeweicht. Wir verlassen den eigentlichen Weg deshalb immer öfter, denn die Wiese daneben verspricht mehr Grip und weniger Matsche. Bevor wir in das letzte Waldstück des KAT-Walk einbiegen, sehen wir zum ersten Mal den Kirchturm von St. Anton am Pillersee. Da müssen wir hin. Dort ist der Zielpunkt des Weitwanderwegs durch die Kitzbüheler Alpen.
Ein paar Kehren, eine Kuhherde und deren Hinterlassenschaften, intensive Stiefelreinigung im Kalkbach später erreichen wir unser Ziel. Wir haben den KAT-Walk bewältigt. Wunderschöne Landschaften gesehen. Unsere Grenzen erreicht. Nette Menschen kennengelernt. Und wissen: Wir kommen wieder