Bergsehnsüchtig

Draußen unterwegs

Etappe 7: Bad Reichenhall nach Ramsau

Nach einem Tag Pause, den wir genutzt haben, um uns zu erholen und trocken zu legen, machen wir uns heute auf den Weg ins Berchtesgadener Land. Unser Ziel: Ramsau. Da der Wetterbericht einmal mehr nichts Gutes verheißt, starten wir relativ früh auf diese 21 Kilometer lange Etappe. Noch ist unsere Motivation hoch und in diesen Zustand soll weit gehen. Nach Möglichkeit bis zur Mordaualm. Das wird heute unser ‘Gipfel’ sein. Zuvor müssen wir allerdings einige Höhenmeter abreißen. Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst müssen wir aus Bad Reichenhall bzw. Bayrisch Gmain, unserem Hotelstandort, hinauswandern. Durch Wohngebiete geht es gleich bergan. Kaum haben wir das Ortsschild hinter uns gelassen, fängt es an zu tröpfeln.

Auf breiten Wegen wandern wir durch einen Wald, der uns zunächst ein wenig schützt. Kurze Zeit später überqueren wir die Bahnlinie nach Berchtesgaden, marschieren entspannt in Richtung Hallthurm. Dort verlieren wir kurz unseren Weg und irren in dem kleinen Weiler umher. Schon komisch, wie wenig es braucht, um sich zu verheddern. Letztendlich finden wir den Ausgang und gehen eine kleine Anhöhe hinauf. Links des Weges befindet sich das Sozialtherapeutische Zentrum Hallthurm, das wir gegen den Uhrzeigersinn fast komplett umrunden. Die Straßen der kleinen Häuseransammlung werden wieder von einem fein geschotterten Weg abgelöst, der an ein paar Bauernöfen vorbeiführt. Der Regen der letzten Tage und von heute hat ihn schmierig werden lassen. Deshalb rutsche ich auch einmal so aus, dass ich komplett auf der Nase liege. Das heißt: Ab jetzt mehr konzentrieren.

‘Kampf’ dem Wasser

Ok, ‘Kampf’ ist vielleicht etwas übertrieben, doch der unser Aufstieg zur Mordaualm gleicht einem Kampf. Denn der Weg wird wesentlich steiler, während es gleichzeitig intensiver regnet. Können wir zunächst rasch an Höhe gewinnen – der Weg lässt das noch zu – ändert sich das wenig später. Denn wir verlassen die Forststraße und folgen Wegweisern des Salzalpensteigs nach Ramsau. Auf Experimente lassen wir uns nicht ein. Nun geht es auf einem schmalen, ausgewaschenen Steig über Fels und Wurzeln bergan. Nicht nur, dass wir genau schauen müssen, wo wir unsere Füße setzen, um nicht zu stolpern. Wir laufen jetzt stellenweise in einem kleinen Bach, der sich aufgrund des vielen Wassers gebildet hat. Bald schon melden unsere Füße: Wassereinbruch. Über uns schützen weiterhin hohe Bäume zumindest ein bisschen vor dem Regen. Kurz vor der Alm ist der Weg eine einzige schmierige Matsche, die zu allen Überfluss mit Kuhladen dekoriert wurde. Spaß ist das nicht.

Wir erreichen die Mordaualm. Verschwitzt vom Aufstieg. Mit nassen Füssen vom Marschieren im Bach. Die Aussicht ist hier oben eigentlich phänomenal. Wir konnten sie schon einmal vor ein paar Jahren genießen. Heute versteckt sich die Bergwelt jedoch hinter Nebel und Wolken. Alle potenziellen Einkehrmöglichkeiten haben geschlossen. Verständlich. Wer kommt schon bei diesem Wetter hier hoch. Also setzen wir uns auf eine der wenigen überdachten Bänke und genießen ein paar Müsli-Riegel. Lange halten wir es aber nicht aus. Uns wird kalt. Wir biegen wieder auf unseren Ursprungsweg ein und beginnen mit dem Abstieg nach Ramsau.

Was dann passiert, können wir kaum glauben: Es hört auf zu regnen, die Wolkendecke reißt etwas auf und wir können die ersten Ausläufer von Ramsau erahnen. Zunächst geht es so steil. Nach ein paar weiter Serpentinen gabelt sich der Weg. Rechts führt er weiter in Richtung Taubensee. Wir wandern aber links und folgen wenig später dem Ramsauer Soleleitung. Ein einfacher, schmaler Weg, der oberhalb der Alpenstraße durch Weidegebiet verläuft und (mittlerweile) Ausblicke auf das faszinierende Bergpanorama zulässt. Zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Wir lassen sie aber links liegen.

Bald ist es geschafft

Unser nächstes Zwischenziel ist das Zipfhäusl, ein uriger Berggasthof. Hier könnten wir einkehren. Doch wir haben längst den Zustand von ‘Wir-wollen-doch-nur-noch-ankommen’ erreicht. Zum Glück geht es jetzt nur noch abwärts. Auf dem Schluchtsteig geht es durch eine enge, verwunschene Schlucht stellenweise auf Holzbrücken bergab. Ein Bach hat sich hier in vielen Jahrtausenden tief eingeschnitten. Ein dichtes Blätterdach über uns verleiht diesem letzten Stück dieser Etappe etwas Mystisches. Wir treten aus dem Wald heraus und erreichen endlich unser Hotel. Im Rehlegg gönnen wir uns einen weiteren Tag zum Trockenlegen. Übermorgen steht unsere (vorerst) letzte Etappe auf dem Programm.

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