Bergsehnsüchtig

Draußen unterwegs

Spessart: Die Spessartfährte “Junge Jossa Lettgenbrunn”

Warum in die Ferne schweifen…jeder weiß wie dieser Spruch endet. Nicht weit entfernt von Aschaffenburg, also nicht fern, liegt die Spessartfährte “Junge Jossa Lettgenbrunn”. Eine Rundtour, die wie so Vieles im Spessart, etwas versteckt liegt. Dafür nimmt man am leichtesten die A66 Richtung Fulda. An der Ausfahrt Bad Orb verlässt man die Autobahn wieder, und fährt Richtung Zentrum des Kurorts. Dort folgt man den Schildern nach Jossgrund/Bieber. Schon kurz nach dem Ortsschild beginnt der schöne Teil des Spessarts. Es wird ländlich, grün und hügelig. Wir fahren bis Lettgenbrunn und starten mitten im Dorf, gegenüber des Sudetenhofs.

Entgegen der Empfehlung laufen wir die Spessartfährte entgegen dem Uhrzeigersinn. Zunächst geht es ein paar Minuten im Tal der Jossa entlang Richtung Ortsausgang. Dann schicken uns Wegweiser nach links, den Berg hinauf. Übrigens, die Fährte ist die gesamte Strecke entlang exzellent ausgeschildert – Verlaufen unmöglich. Der Schnee macht den Aufstieg gleich zu Beginn anstrengend und bringt uns außer Atem. Um wieder zu Luft zu kommen, drehen wir uns genießen einen ersten Blick auf das kleine Tal und den Gegenhang. Dort werden wir in ein paar Stunden wieder angekommen.

Zunächst verlassen wir aber das freie Feld und gehen auf einem breiten Weg in einen typischen Spessartwald – Laub- und Nadelbäume wechseln sich ab, mannshohe Büsche verdecken die Sicht, die Sonne schafft es nur mit einzelnen Strahlen hindurch. Sie brechen sich an hinabfallendem Schnee. Zusammen mit dem Schnee am Boden entsteht ein kaltes, mystisches Bild an dem man sich nicht sattsehen will. Es geht weiter leicht bergan und nach etwa einer halben Stunde erreichen wir den vorerst höchsten Punkt.

Schnee so weit das Auge reicht

Von jetzt an verbleibt der Weg zunächst auf einem Niveau. Der Schnee macht ihn dennoch anstrengend. Einsam können wir diesen Teil der Spessartfährte genießen. Die kalte Luft tut gut. Nach ein paar Minuten gibt es sogar Kultur und Geschichte als wir den Nachbau einer alten Köhlerhütte passieren und etwas über das alte Handwerk lernen, das an dieser Stelle lange ausgeübt wurde. Wenig später fühlen wir dann aber wie Kinder. Denn der Weg verläuft nun nicht mehr eben. Er geht vielmehr steil die zu Beginn erklommenen Höhenmeter wieder hinab. Und im hohen fast unberührten Schnee macht das einfach nur Spaß. Wir sinken tief ein. Lassen das weiße Gold zur Seite fliegen. Und sind beim Hinabrennen ganz unbeschwert. In jeder anderen Jahreszeit muss man bestimmt auf Wurzeln und Unebenheiten achten. Der Schnee überdeckt dies alles. Spätestens als wir unten ankommen, freuen wir uns, dass wir die Route ‘falsch’ herumlaufen.

Nach einer kurzen Rast am Wegesrand, geht es auch schon wieder bergauf. Nach ein paar Minuten kommt dann die einzige knifflige Stelle des Weges, an dem man sich verlaufen könnte – Schild fehlt. Es geht nicht weiter nach oben. Rechts ist richtig. Jetzt verlassen wir den Wald und haben einen weiten Rundumblick. Die Sonne brennt schon fast. Am Gegenhang fahren ein paar Tourengeher hinab. Ihre Spuren im Schnee verleihen der Szenerie fast schon einen kitschigen Touch. Wir variieren jetzt die Streckenführung ein bisschen, und gehen bis zum Karl-Leisner-Kreuz oberhalb von Pfaffenhausen. Ein kleiner Umweg, der mit Panoramablick belohnt. Danach geht es wieder ein Stück hinauf zur Wildfeldhöhe. Von dort sieht man an klaren Tagen sogar die Wasserkuppe in der Rhön.

Oberhalb von Lettgenbrunn zum Beilstein

Danach geht es direkt in einen Wald, der die Sonne komplett schluckt. Und gleich wird es kalt. Es ist halt Winter. Wir merken auch gleich, dass es wieder Richtung Lettgenbrunn geht. Denn es sind auf der Spessartfährte wieder mehr Wanderer und Spaziergänger unterwegs. Etwa eine Viertelstunde laufen wir auf einem breiten Forstweg. Schließlich treten wir aus dem Wald hinaus, blicken zur Linken auf Lettgenbrunn und folgen aber dem Weg der Fährte nach rechts. Im großen Bogen mit viel Sonne umlaufen wir das idyllische Spessartdorf. Dieser Teil der Fährte scheint Teil der sonntäglichen Spazierrunde der Dorfbewohner zu sein, denn es wird fast schon voll jetzt. Das endet aber bald als wieder den Bogen verlassen und wieder in einen mystischen Wald abtauchen. Ein schmaler Pfad führt hindurch. Links kann man noch das offene Feld sehen. Rechts liegt ein halbgefrorener Tümpel.

Wir sind jetzt im letzten Drittel der Tour. Ein Abzweig zum Beilstein mit der gleichnamigen Burgruine wäre jetzt noch möglich. Das lassen wir aber sein. Vielleicht hätten wir den Weg eingeschlagen, wenn wir die Tour ‘richtig’ herumgelaufen wären und der Sommer den Weg getrocknet hätte. Aber das ist nicht schlimm, denn angestrahlt von der Nachmittagssonne erscheint der Beilstein auch von unten imposant und als ein Highlight dieser Spessartfährte. Wir überqueren noch eine Kreisstraße. Steigen den letzten Hügel hinauf. Gehen die letzten Meter zwischen Spaziergängern und Schlittenfahrern bis wir auf Höhe der Kirche Lettgenbrunn in Richtung Dorf laufen. Wenig später erreichen wir unweit der Kirche wieder den Startpunkt dieser schönen Rundwanderung.

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