Bergsehnsüchtig

Draußen unterwegs

Bregenzerwald: Zum Sünser See

Wir sind zum ersten Mal im Bregenzerwald. Eine Schande, wie wir schnell merken. Diese Wanderung zum Sünser See unterhalb der gleichnamigen Spitze ist unsere Tour. Obwohl touristisch gut erschlossen, hat sich der Bregenzerwald im Vorarlberg eine gewisse Unberührtheit bewahrt. Die wir auf dieser Wanderung genießen. Weniger schön: die Kuhbegegnungen bei Aufstieg. Auch hier eine Premiere: Zum ersten Mal wurde es richtig brenzlig.


Start-/Endpunkt:
Parkplatz an der Furkastraße

Anspruch:
Mensch – mittel // Hund: mittel

Tour:
Rundtour | 9,6 km | 487 hm | 4,5 h inkl. Pausen

Einkehr:
Alpengasthof Jägerstüble | Alpe Portla | Sünsalpe


Wir starten an diesem sonnigen Spätsommertag am Ortsausgang von Damüls. Die (Furka-)Straße, an der wir unser Auto parken, führt zum Furka Joch. Kurvig angelegt, ist sie bei Motorradfahrern und anderen PS-Enthusiasten belegt. Ein Umstand, den man zu Beginn und am Ende der Tour akustisch bemerkt, aber den Großteil der landschaftlich wunderschönen Wanderung nicht stört. Es geht gleich steil bergan über eine saftige, leere Wiese bzw. Weide, um zum eigentlichen Wanderweg zu gelangen. Unser Ziel, der Sünser See, ist bereits ausgeschildert. Dafür auch weitere Ziele wie Sünser Spitze und Portlahorn.

Durch Kühe bergan

Nachdem wir den ersten Aufstieg gemeistert haben, folgen wir einem Forstweg in Richtung Alpe Oberdamüls. Zum Luftholen verweilen wir kurz an einer Wegkreuzung und lassen das beeindruckende Panorama vis-a-vis das erste Mal so richtig auf uns wirken. Zu viel Zeit lassen wir uns aber nicht. Wir haben ja noch was vor. Ein breiter Wirtschaftsweg führt uns von dieser Stelle weg. Nun könnten wir links zum Portlahorn abzweigen oder weiter auf dem Weg gehen. Wir entscheiden uns, nicht über das Horn, das sich links von uns erhebt, zu gehen. Mit dem Wissen von heute hätten wir das mal besser gemacht.

Der Grund folgt schon nach zwei, drei Kurven des noch leichtgängigen Schotterweges. Eine Kuh. An sich nichts Besonderes in einer Almlandschaft (Info: Almen werden hier Alpen genannt) im Sommer. Doch diese hier scheint es geschafft zu haben, den Weidezaun zu überwinden. Jedoch findet sie den Weg nicht zurück zu ihrer Herde und ist erkennbar nervös. Genauso wie der große Rest jenseits des Weidezauns. Und genau da müssen wir jetzt mit zwei Hunden hindurch. Aufgrund der Topografie der Landschaft ist umgehen nur sehr schwer möglich. Guter Rat also teuer.

Zunächst versuchen wir die ausgebüxte Kuh davon zu überzeugen, durch den von uns geöffneten Weidezaun wieder zu ihren Artgenossinnen zu stoßen. Leider versteht sie nicht so recht, was wir von ihr wollen. Sie dreht vom ‚Tor‘ ab und beschwert sich weiter lautstark über ihre missliche Lage. Das trägt natürlich nicht zur Beruhigung bei. Wir entscheiden uns dafür, die Hunde kurz zu nehmen und starten die ‚Mission: Herdendurchquerung‘.

Wir beobachten die Kühe genau. Das fällt zunächst leicht, denn der Weg ist weiterhin einfach. Doch schon bald verengt er sich, wird zum Pfad. Steinblöcke müssen umgangen oder überstiegen werden. Und genau in diesem Moment setzt sich eine sehr imposante dunkelbraune Kuh in Bewegung, senkt den Kopf und schaut genau in unsere Richtung. Das Herz rutscht uns in die Hose. Wir beschleunigen den Schritt. Gleichzeitig versuchen wir uns, möglichst groß zu machen und werden laut. Scheinbar macht dieses Verhalten ein wenig Eindruck, sodass sie stehen bleibt. Wir nutzen diesen Moment, um Land zu gewinnen und an Höhe zu gewinnen. Mission geglückt. Denn diese Kuh folgt uns nicht mehr. Doch weitere ihrer Artgenossen liegen den restlichen Weg links und rechts auf ihren Weiden.

Zeit, das Panorama zu genießen

Nach dem Schreck können wir jetzt das Tempo rausnehmen, den Puls in den Griff bekommen. Nebeneffekt: Wir haben Gelegenheit, das Panorama zu genießen. Links von uns baut sich das Portlahorn mit seinen Grasflanken auf. Geradeaus sehen wir das Sünser Joch und dahinter die Sünser Spitze; rechts die ‚Sieben Hügel‘ mit Skigebiet Sunnegg. Nirgends ist viel schroffer Felsen. Vielmehr geben die Wiesen und Weiden der Landschaft etwas Liebliches. Der Pfad schlängelt sich mal mehr, mal weniger nach oben zu unserem ersten Ziel: dem Sünser Joch auf 1.903 m. Pause. Für uns, die Hunde, das Panorama.

Jetzt wird es richtig steil – auch wenn wir es leichter haben könnten. Warum? Unser Rastplatz lag an einer Wegkreuzung. Von dort geht es Weg direkt zum Sünser See und unter anderem auch ein Pfad zum Portlahorn. Diesen wählen wir, obwohl er schmal durch abgeblühte Alpenrosen steil bergan verläuft und uns so weitere Höhenmeter beschert. Doch auf dem direkten Weg liegen erneut Kühe. Und unser Bedarf an solch direkten Kontakten ist für den Moment gestillt.

Schnell merken wir: Der Pfad sieht nicht nur steil aus. Er ist es. Wir schnaufen. Die Hunde hecheln, genießen aber den nicht gleichmäßigen Aufstieg über Stufen, Steine und weichen Boden. Nach ein paar Minuten erreichen wir einen Grat, der links weiter hinauf zum Portlahorn und rechts zum Sünser See führt – ganz ohne Kuhkontakt. Die befinden sich jenseits eines Weidezauns. Deshalb können wir den schmalen Pfad im leichten Auf und Ab total genießen. Erblicken den Blauen See zu unserer Linken, bald darauf dahinter den Sünser See. Einfach richtig schön. Da stört es auch nicht, dass mehr Menschen unterwegs sind, als wir dem Sünser See näher kommen und ihn schließlich erreichen. Oberhalb des Sees nehmen wir uns wieder Zeit, um den Moment und die Landschaft zu genießen. Die Hunde genießen ihre Gipfeläpfel. Eine Tradition, die wir seit einiger Zeit pflegen.

Sünsalpe und Alpe Portla passieren wir

Die Hälfte der Strecke haben wir nun erreicht. Ab jetzt geht es mehr oder weniger abwärts. Zunächst verlassen wir den Sünser See laufen – mal wieder – durch Weidegebiet, das einem großen Becken gleicht. Unser Weg verläuft jetzt wenig anstrengend auf weichem Wiesenboden. Die geöffnete Sünsalpe lassen wir links beziehungsweise rechts liegen. Wir können nicht schon wieder Pause machen. Stattdessen wird es wieder anstrengend und Weg zieht an zum Portla Fürkele, das von unten aussieht wie ein Sattel. Am höchsten Punkt öffnet sich die Landschaft wieder. Rechts können wir bis zum Furkajoch schauen. Entgegen dem Uhrzeigersinn baut sich vor uns das Panorama mit Damülser Horn, Glatthorn und Zwölfergrat wieder auf, das wir heute Morgen schon bestaunt haben. Es wird uns den Rest der Tour begleiten. Ebenso das immer mal wiederkehrende Geräusch beschleunigender Motorräder und Autos, die die Kurven der Furkastraße hörbar befahren.

Es folgt der kurze, steile Abstieg vom Portla Fürkele. Am Fuße dessen liegt die kleine Alpe Portla, die wir auch nicht zur Einkehr nutzen. Stattdessen biegen wir links ab, passieren ein flaches Stallgebäude und wandern leicht bergan auf einem breiten, unkomplizierten Weg, der um das Portlahorn herum verläuft. Die ersten Bäume dieser Tour rahmen den Weg etwas später ein. Alle laufen und schnüffeln so vor sich hin, bis zu unserer rechten vis-a-vis der Straße unsere Einkehr erscheint: der Alpengasthof Jägerstüble (unbezahlte Werbung). Wir steigen hinab und suchen uns einen Platz. Das ist nicht so einfach, denn der Gasthof ist sehr gut besucht. Aber wir haben Glück und finden eine Bank an der Hausrückseite. Die Sonne scheint uns in Gesicht, die Aussicht ist phänomenal und unsere Topfenheidelbeerstrudel mit Vanillesoße sind es mindestens auch.

Der Start auf die letzten Kilometer fällt nach der ausgiebigen Pause schwer. Es geht natürlich gleich bergan. Wir kommen aber so langsam wieder in Tritt. Durchqueren einen wunderschönen Bergwald und sehen wenig später Oberdamüls rechts unten am Berghang liegen. Unseren Start- und Zielort. Wir wandern die letzten Meter oberhalb des Dorfes, bevor steil über eine leere Weide zum Parkplatz zurückkehren. Was eine aufregende, schöne Tour!

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