Bergsehnsüchtig

Draußen unterwegs

Spessart: Unterwegs zum Kloster Engelberg

In diese Rundwanderung mit seinem Highlight Kloster Engelberg kann man an ganz unterschiedlichen Punkten einsteigen. Wir sind mitten in Klingenberg am Main gestartet. Genau genommen auf einem kostenfreien (Wander-)Parkplatz unterhalb der Clingenburg, unweit des Ortszentrums. Gleich zu Beginn heißt es Höhenmeter machen. Gefühlt unzählige Treppenstufen helfen beim Aufstieg zur Burg(-ruine). Die Aussicht von hier auf den Ort und das Maintal mit seinen Weinbergen ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Wir besichtigen die zugänglichen Stellen der Burg* bevor wir auf dem ‘Sonnenweg’ in Richtung Röllfeld aufbrechen.

Der Weg macht heute seinem Namen alle Ehre. Die (Herbst-)Sonne scheint und wärmt uns. Weinbauern nutzen diese exponierte Lage und deshalb führt der Weg durch Weinberge. Links und rechts reifen die Trauben an den Reben. Wir könnten an Verkaufsständen die gekelterte Fassung der Trauben genießen, denn einzelne Winzer bieten ihre Weine Wanderern und Spaziergängern zum sofortigen Verzehr an. Da wir aber keine Weintrinker sind, grüßen wir nur freundlich und marschieren weiter.

Der Weg nimmt eine unerwartete Wendung

Der ‘Sonnenweg’ mündet in einen idyllischen Wald und endet schließlich in einem Wohngebiet. Doch wie geht es nun weiter? Hinter einem Wendehammer entdecken wir zwischen Büschen und hinter einem umgefallenen Baum einen schmalen Pfad. Wir kämpfen uns durch. Der Pfad ist echt schön, doch schon nach wenigen Metern haben wir das ungute Gefühl: Hier stimmt was nicht. Wir kehren also um. Im Wohngebiet laufen wir Richtung Kreisstraße. Sie führt aus Röllfeld heraus. Auf der Karte haben wir erkannt, dass wir ein Stück hier entlang müssen, um zum Eisweiher (Wanderparkplatz) zu gelangen.

Wenig später biegen wir rechts in eine breite Forststraße ein. Links liegt ein Pferdehof. Die Landschaft ist idyllisch. Auf der einen Seite dichter Wald, vor uns saftige Wiesen und rechts ein Bach. Diesen Weg laufen wir etwa eine Viertelstunde. Danach taucht auf der rechten Seite ein kleiner Bauernhof auf. Direkt am Wegesrand entdecken wir alte, rostige Landmaschinen. Zusammen mit den voll behangenen Apfel- und Quittenbäumen ergibt das ein interessantes Bild, das wir so nicht erwartet haben. Vor allem, weil am Horizont wieder die letzten Ausläufer von Röllfeld mit größeren Hallen auftauchen.

Der ‘Rotwein Wanderweg’ führt erneut durch Weinberge

Unser Weg folgt nun dem ‘Fränkischen Rotwein Wanderweg’ und führt uns am Ortsrand entlang. Wir nehmen von der Zivilisation nicht so viel Notiz, und schauen lieber auf den gegenüberliegenden Höhenzug. Kurze Zeit später liegt links des Weges ein kleines ‘Gärtsche’, in dem man einiges über Kräuter, Obst und Gemüse erfahren kann. Nach einem kurzen Aufenthalt wandern wir weiter und erreichen einen Weinberg, der dem Weg seinen Namen gegeben hat. Es riecht nach reifen Trauben, die Blätter der Reben verfärben sich bereits. Das ist das Tolle am Herbst! Die Natur bietet so viele Farben.

Weil wir uns kaum satt sehen können, merken wir gar nicht, wie der Weg uns immer näher nach Großheubach führt. Mitten im Wald gibt es zwar noch eine kleine Verwirrung in Bezug auf die weitere Wegführung (einmal mehr typisch für den Spessart) und kurz darauf müssen wir das einzige Mal auf der Tour eine technisch etwas anspruchsvollere Passage bergan bewältigen. Doch bisher steht die Tour ganz im Zeichen des Genusswanderns.

In einem weiten Bogen führt uns der Weg oberhalb um Großheubach herum. Rechts unter uns sind Wohnhäuser und auf einem Vorsprung – dem Engelberg – sehen wir das erste Mal das Kloster Engelberg (mehr Informationen). Am Ortsausgang führt uns der Weg steil hinunter. Wir kommen direkt an einer viel befahrenen Straße heraus. Das trübt die bisher schöne Tour. Was den Eindruck noch weiter eintrübt. Es gibt keine Ausschilderung. Zwar finden wir einen Ortsplan. Aber so richtig wissen wir nicht, wo wir lang müssen. Uns geht aber nicht alleine so. Andere Wanderer schauen genauso ratlos wie wir. Nach intensivem Studium des Ortsplans und nach Gefühl gehen wir in die Sportplatzstraße. Ihr folgen wir bis zu ihrem Ende. Und dort gibt es auf einmal auch wieder eine Ausschilderung, die zum Kloster Engelberg führt. Leider sind die Kilometer davor und danach nicht so spannend, weil sie nur durch ein ganz normales Wohngebiet führen.

Auf Engelsstufen zum Kloster Engelberg

Dann geht es endlich bergan. Wir verlassen das Wohngebiet und stoßen kurze Zeit später auf die sogenannten Engelsstufen. 612 gibt es insgesamt davon. Nachgezählt haben wir nicht. Unsere Wegführung hat uns auch ein gutes Drittel gespart. Diese ‘Himmelsleiter’ der besonderen Art liegt wunderbar eingebettet in einen Wald und wird von einem Kreuzgang flankiert. Wir schnaufen ganz schön. Das immer näher kommende Kloster Engelberg motiviert uns aber zum Weitersteigen. Oben angekommen, entschädigen die grandiosen Ausblicke auf das Maintal mit seinen angrenzenden Höhenzügen für die bisherigen Mühen. Wir können uns kaum satt sehen. Vielen anderen Besuchern geht es genau so. Ein Großteil hat den einfachen Aufstiegsweg gewählt und ist mit dem Auto hier hochgefahren. Deshalb ist das Kloster Engelberg auch etwas überlaufen. Entgegen unseres eigentlichen Planes kehren wir nicht ein und wandern gleich weiter in Richtung Klotzenhof.

Zunächst müssen wir dafür ein wenig absteigen. Die folgende Passage durch Buchenwald gehört zu den schönsten der ganzen Tour. Wir können den Wald und seine Pflanzen riechen. Der Boden unter uns ist schön weich. Außerdem sind hier wieder viel weniger Menschen unterwegs. Nach Verlassen des Waldes durchqueren wir ein kleines Weidegebiet. Links von uns liegen die letzten Ausläufer von Großheubach. Auf einer Anhöhe rasten wir dann endlich einmal. Einzig ein paar Rinder leisten uns Gesellschaft. Vögel singen. Idylle pur.

Auf freier Fläche marschieren wir dann weiter. Links und rechts von uns liegen abgeerntete Felder. Vereinzelt stehen Bäume. Und kurz darauf erreichen wir den Weiler Klotzenhof – eine kleine Ansammlung von Bauernhöfen mit fast 750 Jahren Geschichte (hier findet ihr mehr Informationen dazu). Hier halten wir uns auch nicht lange auf. So langsam fängt die Uhrzeit an, uns im Nacken zu sitzen. Dennoch halten wir wenig später inne, um Modellfliegern bei ihrem Hobby zuzusehen.

Durch Feld und Flur zurück

Wir nähern uns nun Röllbach. Der prägnante Kirchturm ist weithin sichtbar. Er begleitet uns die nächsten Minuten. Zwischen Feldern laufen wir auf halboffiziellen Wegen durch hohes Gras. Dabei passieren wir eine Reihe gestapelter Holzkisten, die bis oben hin gefüllt sind mit Äpfeln unterschiedlicher Sorte. Das duftet richtig appetitlich. Die Sonne brennt dabei unerbittlich herab. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Herbstsonne wärmen kann. Nachdem der Weg ein paar Mal links und rechts abgebogen ist, sehen wir rechts von uns einen imposanten Baum mit einer Bank darunter. Da müssen wir hin. Leider sind wir schon ein Stückchen zu weit gewandert. Also heißt es einmal mehr: Neuen Weg suchen und quer übers Feld laufen, das zum Glück leer ist und wir können direkt zu unserem Ziel laufen.

Jetzt geht es steil bergab auf die Nebenstraße, die Röllbach mit der Paradeismühle verbindet. Wir sehen nun endlich das Ende unserer Wanderung irgendwo am Horizont auftauchen. Aufregend oder besser anspruchsvoll sind die folgenden Kilometer nicht. Sie sind entweder asphaltiert oder geschottert. Da wir aber mittlerweile ziemlich durch sind, ist das in Ordnung. Kurz vor der Paradiesmühle, die sich für eine Einkehr der gehobeneren Art eignet, begrüßen uns noch ein paar besondere Rinder. Wir rätseln, welche Rasse sie wohl sein mögen. Doch eine Antwort erhalten wir nicht. Weder von einer möglichen Infotafel noch von den Rindern selber. Also: weiter geht’s.

Wir passieren die Paradeismühle, kehren nicht ein und verlassen das kurze Waldstück. Kurz danach erreichen wir eine Stelle, die wir schon vor ein paar Stunden passiert hatten: den Eisweiher. Hier wäre es möglich, wieder auf den ‘Sonnenweg’ aufzusteigen, um dann wieder bei der Burg Clingenburg raus zu kommen und dort vielleicht einzukehren. Hätten wir das mal gemacht. Oder man bleibt ‘unten’ und geht weiter nach Röllfeld. So wie wir es getan haben; im Nachgang die schlechtere Wahl.

Odyssee durch Wohngebiete

Da wir so langsam keine Lust mehr haben und eigentlich nur zum Ausgangspunkt zurückwollen, wählen wir den Weg nach Röllfeld. Im Ort selbst verliert sich die Markierung stellenweise zwischen Werbung und anderen Straßenschildern. Dennoch finden wir unweit der Kirche wieder unseren Heimweg. Dieser führt uns durch Wohngebiete und leider erneut bergan. Der Untergrund ist hart und lässt unsere Füße brennen. Dazu fängt es auch noch an zu dämmern. Es wird wirklich endlich Zeit, dass wir ankommen. Nach ein paar weiteren Höhenmetern und teils halsbrecherischen Passagen auf einem engen Fussweg (Warum fahren Autos eigentlich immer so eng an Wanderern vorbei?) an der Bundesstraße in Klingenberg erreichen wir endlich unser Auto. Eigentlich wären wir jetzt noch gerne eingekehrt, aber an diesem Sonntag war kein Restaurant mehr für uns auf. Warum auch immer. Wenn’s läuft, dann läuft’s….

* Im Sommer ist die Clingenburg ein Ort des kulturellen Hochgenusses, denn alljährlich ist die Ruine Heimat der gleichnamigen Festspiele.

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