Bergsehnsüchtig

Draußen unterwegs

Spessart: Zur Geishöhe für atemberaubende Ausblicke

Kalendarisch ist noch Winter als wir diese Tour wanderten. Die Sonne jedoch hat uns schon spüren lassen, dass es nicht mehr lange bis zum Frühling dauern würde. Die kühlen Temperaturen im Schatten lassen uns den Winter noch erahnen. Los ging es mitten Ort. Leicht zu finden: der Kirchturm weist den Weg. Zudem zeigt uns eine Infotafel zum ersten Mal unser höchstgelegenes Ziel für heute: die Geishöhe, dem “höchsten bewohnten Gipfel im Spessart”. Wir wandern die Elsava entlang in Richtung Schullandheim.

Auch wenn der Weg gut ausgebaut ist, begegnen uns auf den ersten Metern keine Wanderer oder Spaziergänge. Das macht es leicht, dem Plätschern des Bächchens ebenso zu lauschen wie dem Gesang von Vögeln auf den zahlreichen Bäumen links und rechts von uns. Wir passieren die “Kapelle am Weg” und sehen jenseits der Elsava einen kleinen Klettergarten. Es juckt ein bisschen in den Fingern. Doch wir dürfen ihn nicht nutzen – ist dem Schullandheim vorbehalten. Schon erreichen wir einen weiteren Wanderparkplatz. Eine Infotafel mit Wandervorschlägen weist uns einmal mehr den Weg in Richtung Geishöhe.

Es geht nur bergauf

Die Bezeichnung ‘Höhe’ wird die Geishöhe auf den nächsten Kilometern gerecht. Denn es geht bergan. Für den Spessart sogar ziemlich steil und ziemlich lang. Dabei folgen wir der Markierung ‘Rotes Kreuz’. Es führt uns zunächst auf einem weichen Wiesenweg aus der Zivilisation heraus. Das Gras wird zurückgedrängt und wir wandern auf einem Pfad mit Waldboden und Steinen. Die Wärme der Sonne hat die Erde aufgetaut und an den Rändern sammelt sich das Wasser. Und je nach Neigung des Weges müssen wir nach links oder rechts springen, den Weg ganz verlassen – nur um nicht im Matsch einzusinken. Aber das macht diesen Teil unserer heutigen Tour sympathisch: Es ist nicht ‘aufgeräumt’.

Nach gut einer halben Stunde Aufstieg erreichen wir eine Freifläche. Waldbauern nutzen diese von anderen Richtungen gut erreichbar Fläche zum Spalten und Lagern von gefällten Bäumen. Frische Späne lassen erahnen, dass sie in den zurückliegenden Tagen viel zu tun hatten. Winterstürme haben auch in dieser Gegend einige Bäume umstürzen lassen. Später blockieren gelegentlich auch noch nicht geräumte Bäume unseren Weg. Ebenso zeugen Unmengen von gefallenen Zweigen auf dem Bogen von der Kraft des Windes.

Der Wald macht unheimliche Geräusche

Mit zunehmender Höhe werden die Bäume höher und das Unterholz lichter. Es zeigt sich der typische Spessartwald. Auch heute pfeift der Wind um unsere Ohren und lässt die Bäume ungewöhnliche Töne erzeugen. Gespenstisch. Kein Wunder, dass die Gebrüder Grimm im Spessart zahlreiche ihre Märchen sammelten. Wenn es jetzt nicht helllichter Tag wäre, könnte die Fantasie mit uns durchgehen und uns wilde Tiere oder mystische Wesen befürchten lassen. Doch die einzigen wilden Wesen, die uns bis zur Geishöhe begegnen: ein Hase im Unterholz und zwei kleinere Wandergruppen. Ansonsten sind wir allein. Das macht es uns auch leicht, dem sehr gut ausgeschilderten Weg zu folgen. Überall lässt sich das ‘Rote Kreuz’ finden. Auch technisch ist der Weg einfach – allerdings sollte man ein wenig Trittsicherheit mitbringen. Denn der Weg ist stellenweise etwas ausgewaschen, auf größere Steine muss geachtet werden. Der Aufstieg ist also kein ‘Kinderwagenweg’.

Wir treten aus dem Wald und sehen Wohnhäuser. Das zeigt uns, dass wir bald die Geishöhe erreichen werden. Schließlich ist dieses Hochplateau ein bewohnter Gipfel. Da wir aus früheren Besuchen wissen, dass das Gebiet der Geishöhe so etwas wie ein touristischer Hotspot ist, setzen wir uns auf eine Bank unterhalb des Gipfels in der Sonne und rasten. Die Winter-Frühlingssonne wärmt uns mindestens so sehr wie der mitgebrachte Tee. Das dichte Wegenetz ganz in der Nähe, das im Sommer noch stärker frequentiert wird, führt heute keine Wanderer an unserem stillen Rastplatz vorbei. Apropos: in unmittelbarer Nähe trifft unser Aufstiegsweg auf den ‘alten Schulweg’, der aus Dammbach hier herauf führt. Ein sehr lohnender Aufstieg –> Info an uns: unbedingt mal wieder erwandern. Nach Tee und kleiner Stärkung machen wir uns auf den Weg in Richtung Gipfel. Zunächst geht am Gasthof Geishöhe vorbei. Hier zeigt sich die (über)regionale Bekanntheit dieses Platzes. Autos mit Nummernschildern aus nah und fern füllen den Parkplatz. Und obwohl es richtig gut nach Hausmannskost riecht, marschieren wir noch geschätzte zwei Minuten weiter.

Unser nächstes Ziel: der ‘Ludwig-Keller-Turm’

Der in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaute Aussichtsturm ist das prägnante Gebäude hier oben. Er verfügt über zwei Aussichtsplattformen, die über 47 beziehungsweise 60 Stufen erklommen werden können. Dort ist es nicht nur sehr windig. Es bieten sich auch atemberaubende Ausblicke bis zur Rhön oder den Odenwald. Sogar die Skyline von Frankfurt am Main und der Feldberg im Taunus sind bei so tollem Wetter wie heute am Horizont erkennbar. Eine strahlende Edelstahlscheibe erleichtert die Orientierung. Der kalte Wind bläst uns buchstäblich wieder vom Turm.

Wir orientieren uns nach links. Dort stehen weitere Wohnhäuser. Wir verlassen allerdings den asphaltierten Hauptweg, der zum Waldhotel Heppe führt, und gehen geradeaus über einen weichen Wiesenboden in Richtung des offiziellen Geishöhen-Gipfels. Der liegt ein wenig versteckt am Waldrand. Ein Wegweiser weist darauf hin. Damit verlassen wir auch ‘Josef-Braun-Weg’ (Rotes Kreuz), auf dem wir seit Hobbach unterwegs waren. Jetzt folgen wir auch einer neuen Markierung: dem schwarzen Keiler. Ein sehr bezeichnendes Zeichen für den Spessart. Lebt doch unzähliges Borstenvieh in den Wäldern.

Der Weg wird zunächst wieder matschiger, die Bäume dichter, die Anzahl der Wanderer geringer. Wir merken, dass wir die Geishöhe hinter uns gelassen haben. Ab jetzt geht es auch bis auf ein paar kurze Anstiege nur noch bergab. Dafür marschieren wir auf einem breiten Wanderweg immer näher zu unserem nächsten Ziel: der Burgruine Wildenstein. Auf dem Weg dahin wird der Wald wieder lichter. Fichtenwälder werden von hohen Buchen und Eichen abgelöst. Die stehen hier so in Reih und Glied, dass sie aussehen wie überdimensionierte Streichhölzer. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir einen weiteren Wegweiser. Er führt uns nach rechts zur Wildenstein. Wir waren hier schon einmal. Allerdings stiegen wir damals von Eschau her auf – eine Herbstwanderung, wie sie im Buche steht. Noch fünf Minuten. Da wir auch nicht auf Pferden, sondern zu Fuß unterwegs sind, können wir den eigens ausgewiesenen ‘Pferderparkplatz’ rechts liegen lassen.

Idylle im “Stillen Tal”

Nachdem wir die Burgruine besichtigt haben, geht es noch einmal kurz bergauf. Unser Weg folgt nun dem ‘E3’ – der hat aber nichts dem europäischen Fernwanderweg zu tun, sondern ist ein Weg des Marktes Eschau. Ganz kurz müssen wir den schmalen, technisch aber nicht wenig anspruchsvollen Weg verlassen, denn mehrere mächtige Bäume blockieren unseren Weg. Sturmschäden. Aber auch das meistern wir. Genauso wie eine waschechte Bachquerung – der Aalenbach muss ‘überwunden’ werden. Ok, Halbschuhe reichen. Dennoch ist es weitere Überraschung, die der Spessart für uns bereithält.

Genauso überraschend ist das sich daran anschließende idyllische “Stille Tal”. Der Name ist Programm. Am tiefsten Punkt dieses Tals liegt Unteraulenbach. Ab hier verläuft unser Weg auf einer kleinen, wenig befahrenen Straße, die den alten Weiler mit Hobbach verbindet. Wir folgen ihr. Leider sind die nächsten Kilometer bis auf eine Schaukel an einem großen Baum nicht besonders spannend. Man kann von einem ‘langen Hatscher’ sprechen. Der wird allerdings durch die netten Menschen, die uns begegnen und freundlich grüßen, erträglicher. Im Ortszentrum, unweit des Kirchturms endet diese Tour schließlich am späten Nachmittag.

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