Schon vor ein paar Jahren führte eine unserer ‘Neujahrswanderungen‘ in die Nähe der heutigen Etappe. Heute gehen wir zwar nicht auf den Rauschberg. Wir passieren ihn. Dafür ist damals wie heute Unterkunfts- beziehungsweise Zielort: Inzell. Ein Blick gen Himmel ‘verspricht’ auch für den heutigen Tag eher durchwachsenes Wetter. Dennoch sind wir optimistisch und schauen mal, ob und wie nass wir werden.
Zunächst führt der Weg durch ein parkähnliches Waldstück, die Weiße Traun entlang in Richtung Taubensee. Zu dieser Uhrzeit und bei diesem Wetter sind am Sonntag nur übermotivierte Jogger und Gassigänger mit ihren Vierbeinern unterwegs. Mit einem Hundehalter kommen wir auch ins Gespräch. Wie schon der Jogger auf der ersten Etappe erkundigt er sich nach unserem Ziel. Scheinbar fallen unsere großen Rucksäcke doch auf.
Zum Warmlaufen ist der fein geschotterte Weg nach dem Ruhetag perfekt. Es geht entspannt dahin. Steigungen gibt es nicht. Die einzigen ‘Schwierigkeiten’ sind die Pfützen, die umwandert werden müssen und die Straße nach Inzell, die überquert werden will. Ansonsten brauchen wir nur einen Fuß vor den anderen zu setzen und der weiterhin sehr guten Ausschilderung zu folgen.
Unten der Taubensee – oben der Rauschberg
Wenig später erreichen wir so den Taubensee. Einen kleinen Weiher. Enten schwimmen. Seerosenblätter bedecken einen Teil des Sees. Bänke stehen am Ufer und laden zum Sitzen ein. Darüber thront der Rauschberg. Die Kabinen der gleichnamigen Bahn bringen Besucher auf den heute nebligen Gipfel. Nur wenige Menschen begegnen uns. Bei schönem Wetter sieht das bestimmt anders aus.
Wir lassen den Taubensee hinter uns und verlassen wenig später auch den breiten, gut ausgebauten Weg. Stattdessen geht es nun rechts auf einem engen Pfad bergan. Glitsche Steine wechseln sich dabei mit nassen Wurzeln und matschigem Waldboden ab. Konzentration ist also angesagt. Nasse Sträucher ragen zudem auf den Weg hinein. Ein Hoch auf Regenkleidung. Ohne sie wären wir schon nach wenigen Metern durchnässt. Die feuchte Kühle lässt aber auch scheue Bewohner ihre Deckung verlassen: Ein Salamander kreuzt unseren Weg.
Nach etwa einer halben Stunde ist der kurze, knackige Aufstieg geschafft. Wir erreichen den Hutzenauersteig, biegen links ab und folgen der Beschilderung in Richtung Inzell. Der Pfad wird wieder breiter und leichter zu gehen. Links und rechts stehen hohe Nadelbäume. Und dann geschieht ein ‘Wunder’: Entgegen aller Voraussagen zeigt sich die Sonne; garniert mit einem weiß-blauen Himmel. Jetzt macht es gleich noch mehr Spaß!
Die Fahrriesbodenkapelle macht sprachlos
Wir passieren den höchsten Punkt des heutigen Tages auf 1.000 Metern. Kurz danach stoßen wir auf eine Weggabelung. Hier müssen wir das einzige Mal an diesem Tag die Karte bemühen, um den richtigen Weg einzuschlagen. Das nächste Zwischenziel lautet: Fahrriesbodenkapelle. Dieses kleine Kirchlein steht auf einer Lichtung im Schatten von Streicher und Zenokopf. Die Strahlkraft dieses Platzes überrascht und erwischt uns auf dem ‘falschen Fuß’ – wir werden von unseren Emotionen übermannt. Wir brauchen Zeit, um weitergehen zu können. Die Fahrriesbodenkapelle: ein absoluter Höhepunkt – nicht nur des Tages, sondern des gesamten Salzalpensteigs.
Nach der Kapelle gehen wir weiter bergab, und nehmen dafür kurz den Knappensteig, der bergan zum Revier des Ewigen Ganges mit seinen historischen Stollen führt. Schon bald sehen wir die ersten Häuser von Inzell. Rechts von uns liegt der Weiler Schmelz. Einen kurzes Waldstück durchschreitend, sehen wir den prägnanten Kirchturm unseres heutigen Zielorts. Bis dahin müssen wir. Da wissen wir noch von unserem letzten Besuch hier. Und je näher wir dem Ortszentrum kommen, desto mehr ziehen sich die Wolken zu. Die ersten Tropfen fallen. Ein Omen für morgen?